So, und jetzt kümmern wir uns mal gut um Dich: Bitte spüre in Deine Hände und Füße hinein. Sind die entspannt? Oder steckt in ihnen die Anspannung Deines Tages und Deiner Alltage? Atmest Du? Oder ringstDu nach Luft?
Vermutlich letzteres, denn das ist sehr weit verbreitet. So weit, dass man schon meinen könnte, das mit der ständigen Anspannung sei normal. Ist es aber nicht, und deshalb, wie versprochen, kümmern wir uns.
Vielleicht bist Du viel unterwegs gewesen, viel unter Druck, oder arbeitest schwer und lang. Die Finger sind wie taub, steif, und Deine Füße, spürst Du sie überhaupt? Steckt da auch drin, was Dich belastet, worum Du Dich sorgst, woran Du zweifelst und was Dir zu viel ist? So ist das und so muss das nicht sein. Du kannst die Anspannung raus werfen aus Deinem Körper. Immer und immer wieder, und damit auch nach und nach aus Deinem Leben.
Zum Beispiel:
Ein Herd, den ich mal hatte, hatte eine Ceran-Kochplatte, die sich selbst verriegelt. Lang dachte ich, ich müsste besonders fest auf diesen einen Knopf mit Schloss drücken, damit sie sich entriegelt. Musste ich gar nicht. Es genügte den Finger sanft und länger als drei Sekunden auf das Symbol für das Schloss zu legen. Ohne Druck. Einfach nur berühren. Ab da begann Kochen für mich nicht mehr mit erhobenem Zeigefinger und Druck, und ich entdeckte das Meal Prepping für uns. Entspannt kommst Du in Schwung.
Das lässt sich übertragen auf alles, was wir berühren. Jetzt zum Beispiel ich hier: Prügle ich die Buchstaben dieses Beitrags ins Netz? Oder tippe ich die Worte, die Du jetzt liest, mit leichtem Anschlag? Überträgt sich meine Leichtigkeit auf Dich?
Und so zieht sich das durch: Takte ich Termine knapp? Entreiße ich der Waschmaschine die letzte Ladung eines langen Tages, oder freue ich mich einen Moment lang an der Kühle, der Frische? Dem Duft. Ist Zeit mein Feind, weil sie knapp ist, oder finde ich Wege, Verbündete, Gefährten, um aus Momenten Ewigkeit zu machen? Das geht, das ist in unserer Macht. Gestehen wir einander Raum zu? Beim Abbiegen, beim Überqueren der Straße, fürs Fühlen und Zuhören und Hineinversetzen. Statt Ego-Shooter.
Noch ein Beispiel: Die Kinder liebten, als sie noch klein waren, das kostenlose Fahrgeschäft im Supermarkt. Nur hatte ich nach großen Einkäufen dafür keine Nerven. Deshalb ließen wir dieses Gerät nach Einkäufen (fast) immer links liegen. Und fuhren ab und an – bei schlechtem Wetter oder Corona-Schmorona zum Beispiel – extra zum Autofahren zum Supermarkt. Entspannt, nicht in der Haupteinkaufszeit. Einmal sind sie Brezen essend eine halbe Stunde gefahren. Ü-ber-glück-lich und tiefenentspannt. Ich habe währenddessen ein Ehepaar beobachtet. Circa 90 Jahre alt. Er schob den Rollator, auf dem sie saß, links und rechts baumelten an den Griffen die Einkaufstaschen. Sie wirkten zufrieden in diesem Moment. So kann man also alt werden.
Die Kinder und ich brauchen kaum Programm. Wir brauchen Ruhe. Kleine Kinder träumen sich die Treppe hinauf. Wie lang kann ich ihnen dabei schon noch zu sehen? Wenn sie vertieft sind, ins Bemalen von Steinen zum Beispiel, setze ich mich zu ihnen und sehe einfach nur zu. Stelle keine Fragen. Wenn sie was erzählen wollen, tun sie’s. Und ihr Einstieg ins Gespräch ist dann allemal interessanter als mein erwachsenbanales “Na-was-malst-Du-denn-da?” Sie haben so oft so interessante Gedanken.
Und abgesehen von diesen Wegen, die Du eher in Dir gehst, kannst Du auch praktisch außen entspannen:
Barfuß laufen, Deine Hände massieren und hinein spüren, bis in die Fingerspitzen. Tief atmen. Du kannst imaginär Klavier spielen, die Karate-Kata durchdenken oder etwas anderes, worin Du Dich abseits des Überlebens übst. Du kannst den Druck raus nehmen, für Dich und mittelfristig auch für alle um Dich. Denn so wie Stress zieht auch Ruhe ihre Kreise.
In dieser Ruhe liegt eine so große Kraft, dass sie Vieles wie von allein klärt. Die Kraft, die Dir darüber hinaus noch zur Verfügung steht, kannst Du in Tiefgang stecken, ins Mitdenken. So näherst Du Dich Dir. Und kommst Dir so nah, wie Du Dir schon lang nicht mehr gekommen bist?
In Ruhe. Zu Kräften kommen. Die in Dir sind. Alles ist da und zu Deiner Verfügung.
Viele Grüße aus dem Garten
Maria
P.S.: Die Evolution hat unser Gehirn so geformt, dass es im ersten Impuls Mangel lieber durch Hinzufügen als durch Los- und Weglassen zu beseitigen versucht. Obwohl das nicht die beste Lösung ist, fühlt sie sich erst mal natürlich an.
Deshalb: Horten, Gefühlsstau, Redeschwall, Bürokratie, Terminüberfluss statt Klarheit und Ruhe kommen wie von selbst. Das wird Dir ab sofort oft auffallen.
Etwas Loszulassen, auch ein Gefühl, das nicht gut tut, ist deshalb eine besondere Leistung, nicht selbstverständlich. Zumal in einer Welt, in der das Hinzufügen, der Konsum so normal scheint, dass wir Feiertage in Geschenktage umbauen und fürs Kaufen eigene Festtage zelebrieren. Kaufen. Plus Rabatt.
Deshalb sei nicht streng mit Dir. Das darfst Du weglassen. Wir haben Millionen Jahre der Entwicklung und uralte Gene in uns, die stark sind, aber zu einer Welt des ständigen Überflusses nicht passen.
Immer wieder bewusst genügt vollkommen, und Du wirst staunen, wie sich manches nach und nach fügt wie von selbst. Schritt für Schritt.