Prag ist wunderschön, im Frühsommer sogar wunderwunderschön, was kein Geheimnis ist, weshalb die goldene Stadt von Reisewütigen überrannt wird. Gedränge und Stress ist nicht so mein Fall, aber nach Prag möchte ich doch, denn: Die Rosen in den Gärten. Die Sommerabende in den Cafés. Das Glitzern der Moldau und die unbeschadet erhaltene Architektur. Die Vielfalt der Großstadt. Da gerate ich ins Schwärmen und der Wille zum Genuss kennt kein Aber mehr.
“ABER, summer in the city! Da ist es heiß und voll und viele haben Selfie-Sticks dabei, aber kein Deo!” Diese Einwände zählen nicht, Prag kann mit etwas Vorbereitung auch im Juni erholsam sein.
Deshalb hatte ich für meine Juni-Reisegruppe jene Wege herausgesucht, auf denen wir nicht im größten Trubel landeten, dennoch alles sahen, was die Stadt ausmacht. Mir war auch wichtig, dass wir uns unterwegs immer wieder erholen konnten. Denn die schönste und interessanteste Umgebung bliebe unbeachtet, wenn man dauernd beschäftigt wäre
a) nicht auf die heraushängende Zunge zu treten,
b) oder nicht auf die Füße von fünf gut verdichteten Reisegruppenreisenden zu treten, #karlsbrücke
Dabei genügt es oft eine Straße vorher oder später abzubiegen, ein unscheinbares Geheimgässchen zu nutzen, in die Seilbahn zu springen oder sich auf eine der Dachterrassen im Zentrum in luftigere Höhe zu verabschieden. Auch die Metro in eines der dezentralen Viertel ist sehr zu empfehlen: Dort legt das touristisch so erschlossene Prag die Disneyland-Sitten ab und ist entspannt und authentisch.
Wir genossen die Rosenpracht am Laurenziberg, tauchten per Seilbahn in das Stadtleben ein, spazierten auf Brücken ohne Gedränge ins Zentrum und bezogen unsere Zimmer in einem Hotel am Wenzelsplatz, das Jugendstil und Moderne gut miteinander verband und so zentral lag, dass wir überallhin zu Fuß schlendern konnten.
Wir fuhren mit der längsten Metro-Rolltreppe Europas und bestellten kurz darauf in 66 Metern Höhe im Restaurant des Fernsehturms von Žižkov beim Sommelier, der seine liebsten Weine beschrieb und empfahl, als gäbe es nichts Besseres auf der Welt.
Und in der Tat, was gibt es Besseres als Leidenschaft, Kenntnis und Hingabe?, in diesem Fall verkörpert durch einen fruchtigen Riesling aus dem Jahr 2015. (Wovon es keine Bilder gibt, weil ich das Fotografieren von Essen nicht übers Herz und vor allem am Gaumen vorbei bringe, #appetit.)
Wir genossen den Jugendstil des Gemeindehauses, die Kühle der mondänen Pariser Straße und eine Schiffsfahrt, die erfrischendste Art die Moldaustadt zu entdecken. Als die Mittagssonne alles gab, zogen wir uns für einen Spaziergang in die grünen Schatten des Vyšehrads zurück. Von dort ist der Blick auf die Stadt einmalig und jeder hat ausreichend Platz, zum Schauen und sogar Frisbee-Spielen. Frühmorgendlich gekaufte, kühle Macarons versüßten noch den Blick auf die Moldau, den Hradschin und den Vyšehrad selbst.
Gefühlt waren wir bei dieser Sommerfahrt den schillernden Seifenblasen am Pulverturm viel näher als dem kopfüber hängenden Pferd von David Černý in der Lucerna.
Vielen Dank von mir im Jahr 2017 durch die Jahrhunderte hindurch an die vielen Erbauer dieser Stadt,
die namentlich bekannten und die vielen Unbekannten,
und an alle, die dazu beitragen, dass Prag seinen Charme beibehält,
danke an die netten Taxifahrer, die zuvorkommenden Kellner, die freundlichen Zimmermädchen, unseren kompetenten Lieblings-Reiseführer Ivo und die herzerfrischend interessierten Reisenden, die mit mir unterwegs waren.
Es war mir ein Genuss!
Viele Grüße
Maria
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