Weniger Stress mit Kindern, Teil I

Ich sage zu den Kindern jeden Tag eine Menge Sätze, die sich immer wieder wiederholen. Darunter sind die unangenehmen, so ungefähr:”Iss jetzt auf” und “Ich sag’s nicht nochmal”. (Bevor ich’s dann nochmal sage.) Oder den hier: “Ich zähl’ bis Drei. Eins…., Zwei…, Zweieinhalb…”.

Diese negativen, vorwurfsvollen Sätze sind total nervig. Für alle Beteiligten. Und ich finde sie stehen mir nicht, ich mag sie nicht, sie passen nicht zu uns. Ich hab mir überlegt sie auf Band zu sprechen und nur abzuspulen, wenn sie fällig werden, damit ich sie NICHT sagen muss. Aber dann wären sie immer noch da! Auch keine Lösung.

Will ich die Pressesprecherin schlechter Stimmung sein?

Wenn ich den Kindern einen Vorwurf mache oder das Eintreten eines apokalyptischen Ereignisses androhe – und mir das bewusst mache – würde ich am liebsten aus meiner Haut raus und weg. So will ich mit niemandem sprechen, und vor allem nicht mit den Menschen, die ich liebe, liebe, liebe! Und für die ich auch in unangenehmen Situationen ein Vorbild sein will. Ich will nicht die Pressesprecherin schlechter Stimmung sein, sondern strahlen, leuchten, funkeln.

Kurzfristig beschleunigen Ermahnungen, aber mittel- und langfristig sackt die Stimmung ins dritte Untergeschoss. Dann kommen wir zwar pünktlich/ist es aufgeräumt/der Teller leer, aber etwas viel Wichtigeres hat einen Knacks bekommen: Wir und unser liebevolles Miteinander. Da draußen ist schon so viel Stress. Der soll hier bei uns nicht weiter wuchern. Das muss doch möglich sein!

Die Erfindung der “Zwischenzeit”

Wir haben Strategien entwickelt, um die schlechte Stimmung raus zu werfen. Viele.

Eine davon ist die “Zwischenzeit”. Sie befreit uns vom Diktat der Uhr und sorgt dafür, dass unser Flow nicht allzu sehr mit den Zeitplanungen unserer Mitmenschen kollidiert.

Ein Beispiel: Nehmen wir einen Sonntag wie gestern, wir sind zum Mittagessen eingeladen. Da sagen wir nicht zu, dass wir um 12 Uhr da wären, sondern dass wir zwischen halb zwölf und halb eins kommen. Für unsere Gastgeber bedeutet das, dass sie sich auf etwas Ungefähres einstellen können. Niemand muss sich grämen (außer er will unbedingt, aber das ist dann nicht mein Bier), weil wir mit Verspätung eintrudeln und uns nicht an die verabredete Zeit halten würden. Sollte die Punktlandung eines Soufflés geplant sein, kann man uns das sagen, und wir kommen dann pünktlich. Aber selten ist es so, dass etwas wirklich genau um xy Uhr verspeist werden muss.

Die Zwischenzeit sorgt dafür, dass ich innerlich ihren Beginn anpeile. Wir sind aber immer noch pünktlich, selbst wenn wir erst am Ende der Zwischenzeit auftauchen. Dann aber nicht ein “Entschuldigung” murmelnd, sondern gut gelaunt und entspannt.

Dank der Zwischenzeit haben wir genug Puffer, um den zweiten Schuh zu finden oder nochmal einen Boxenstopp an der Wickelstation einzulegen oder eine Viertelstunde mit der Auswahl des liebsten Kuscheltiers zu verbringen oder einen hochinteressanten Käfer auf dem Weg zum Auto zu betrachten und umzusiedeln. Ohne Stress. Der kommt gar nicht auf. Dafür mit Ruhe und Gemütlichkeit… (Das ist eines der Lieder, das so um uns herum schwebt, wenn wir zwischenzeitlich unterwegs sind.)

Aus dieser guten Stimmung können Sätze entstechen, für die ich mich liebend gern als Sprecherin zur Verfügung stelle. 100 davon habe ich gesammelt. Von ihnen erzähle ich morgen!

Viele Grüße aus dem Garten

Maria

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  1. Die Laternen sehen toll aus 😊 und das mit der Zwischenzeit ist genial;) so kann man entspannt sein und erspart sich die unangenehmen Sprüche und Blicke. Vielen Dank dafür, habe mich sehr gefreut mitzulesen.

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