Manchmal treibe ich es vo-gel-wild. Ich setze mich hin und tue nichts! Gar nichts. Na gut. Nichtstun plus Kaffeetrinken.
Da sitze ich dann mit einer Tasse dampfenden Kaffees.
(Ich habe es folglich geschafft, genügend Kaffee aus der Mühle in den Espressokocher zu bugsieren, die Milch nicht durch Überkochen aufzuschäumen und die Nachwuchsgärtnerinnen abzulenken. Beziehungsweise, was wahrscheinlicher ist, mich an ihnen vorbeizuschleichen. Denn wäre ich von ihnen entdeckt worden, würde ich nicht da sitzen und Kaffee trinken. Mit Verlaub: Kaffee trinken wollen. Stattdessen würde ich neue Straßenmalkreiden herausrücken. Nicht ohne zu erwähnen, dass die aufgeräumt werden müssen. Oder würde Tücher um Köpfe und Hüften wickeln. Nicht ohne ausführlich zu erzählen, wie Piratenprinzessinnen oder Indianerprinzessinnen oder sonstige PRINZESSINNEN Geburtstag/Hochzeit/Kindergartenabschiedsparty feiern.
Ich sitze da also denkbar unwahrscheinlich herum, vor mir der kampfende Daffee. Äh. Ja. “Wunderbar, so im Garten zu sitzen”, denke ich. Wirklich, ich bemühe mich ja. Vielleicht denke ich auch einfach nur: “Uffff.”oder “Boah.” Und danach: “Warum sind sie so still. Dass sie so still sind… Was machen die denn?”
Ich gehe nicht nachschauen! Nein! Was auch immer sie tun, noch steht das Haus! Und sollte es einem statischen Exzess zum Opfer fallen, wird das auch ein “na, was macht ihr denn” nicht mehr verhindern. Ich trinke also – todesmutig, furchtlos, kolossal tapfer, am Rande des Abgrunds auf einem Bein Limbo tanzend – einen Schluck heißen! Kaffee! Hah! Geht doch! Schaue zum Rhododendron. Und dann dem Rhododendron auf die Füße.
ZONK!!! Da ist ein Gierschblatt.Jetzt geht’s los.
Ich köpfe das Gierschblatt. Das daneben auch. Und daneben liegen vom Baum verstoßene Birnen. Mal eben zum Kompost. Der ist aber ganz schön eingewachsen, kommt man ja kaum hin. Wegschneiden. Wohin jetzt damit? Wollte eh schon lang die Benjeshecke anlegen. Ist 10 Minuten später angelegt. Was pflanze ich da eigentlich noch. Mal von allen Seiten anschauen. Aha. Mhm. Dahinten vielleicht Blauregen? Nur schnell die Maße fürs Gerüst nehmen… Ich kann nicht sagen, dass ich unglücklich wäre. Im Gegenteil. Ich bin hammer, hammer glücklich. Und dennoch vermisse ich etwas.
Selten. Sehr selten. Habe ich in letzter Zeit mehr als einen Schluck heißen Kaffee getrunken.
Viele Grüße aus der Küche,
Es ist dreiviertel Zwölf, 23.45 Uhr MEZ, und ich braue Kaffee für ein nächtliches Novum – heißer Kaffee im Garten bei Sternenschein. Es wird wunderbar werden, so wunderbar, dass selbst die Gartenzonks erschauernd Ruhe geben. Kunststück, ist ja alles erledigt. Für heute.
Maria
P.S.:
Es gibt übringes nachtaktive Pflanzen.
Pscht. Ausgezonkt. Ruhe jetzt.
Na, das mit der Ruhe und so üben wir aber noch 🙂
Nachts sind doch die Igelchen unterwegs, die störst du sonst.
Versuch es doch heute mit dem Kaffee nochmal.
Viele Grüße, Ilka